Geschichte
Vorgeschichte
In mehreren Städten und Orten des alten Salzburg, wie etwa in St. Gilgen, waren schon vor dem Jahr 1800 Häuser mit Nummern versehen. Diese Nummern dienten als Orientierungshilfe und erleichterten die Einquartierung von Soldaten. Angesichts der sich mehrenden Trup- pendurchmärsche während der Napoleonischen Kriege regte das Stadt-gericht Salzburg im Juni 1800 eine durch-laufende Nummerierung der Häuser an und legte im Auftrag des Hofrates im Oktober einen entsprechenden Entwurf vor. Der weitere Kriegsverlauf verhinderte allerdings dieses Vorhaben. Nach den militärischen Erfolgen der Franzosen floh der bisherige Stadtherr, Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo, am 10. Dezember 1800 aus Salzburg.
15. Dezember 1800:
Die Franzosen besetzen die Stadt
Bereits fünf Tage später, am 15. Dezember 1800, besetzten die siegreichen Franzosen unter General Moreau die Stadt. Die Okkupation, die vier Monate dauern sollte, stellte an die gesamte Bevölkerung höchste Anforderungen. 12.000 Mann Besatzung mussten einquartiert und verpflegt werden. Dazu waren auch 1.000 österreichische Gefangene zu versorgen. Alle Kirchen und auch das Kloster St. Peter dienten als Not-quartiere, das Untergeschoss der Uni- versität und sogar die Michaelskirche wurden als Pferdeställe genutzt.Wenige Tage nach der Ankunft der Franzosen, am 20. Dezember 1800, wurden vom Einquartierungsamt – basierend auf dem städtischen Entwurf – in aller Eile die Häuser der Stadt durchlaufend nummeriert. Die äußere Form war sehr einfach: in einem von einem Maurer geweißten Quadrat wurde von einem Maler in schwarzer Schrift mit arabischen Ziffern die Hausnummer beim Eingang der Häuser aufgemalt. Diese Hausnummern boten bei der Einquartierung Orientierung. Die Kosten für diese Aktion hatte der Stadtmagistrat zu bestreiten. Durch die übereilte, großteils nächtens durch-geführte Nummerierung wurde das Auffinden der gesuchten Häuser nicht gerade erleichtert. So verlief die Nummerierung der Häuser entlang einer Straßenseite, führte dann in die jeweiligen Seitengassen und aus diesen wieder heraus, bevor die Nummern an der anderen Straßenseite zurückkehrten. Wenn ein Fremder also rein den Nummern folgte, so konnte er sich auf eine kleine Stadtwanderung begeben, um dann bei dem seinem Ausgangspunkt gegenüberliegenden Haus zu landen. Als Beispiel dienen die neun Häuser am Platzl, die die Hausnummern 346 bis 349, 407 bis 409 und 539 und 540 trugen. Die dazwischen liegenden Nummern führten ihn in die Steingasse, in die Linzer Gasse, die Bergstraße usw. bevor er wieder am Platzl landete. Manche Häuser hatte man zudem bei der nächtlichen Nummerierung übersehen. Die für die Nummerierung Verantwortlichen rechtfertigten die nicht immer praktische Wegführung damit, dass Salzburg als alte Stadt ohne Plan gebaut wurde und seine Häuser „ohne alle Ordnung hingesetzt seien“.
Die Anbringung von Straßennamen (1802)
Trotz der bekannten Mängel wurde die alte durchlaufende Nummerierung der Objekte weiter beibehalten und als Einblattdruck erschien bei Oberer in Salzburg auch das erste gedruckte „Verzeichnis der numerirten Gebäude der Haupt- und Residenzstadt Salzburg“. 1802 wurde das Auffinden der Häuser durch eine Kennzeichnung der Straßen deutlich verbessert. Im Auftrag der Regierung wurden nunmehr die Straßen-namen mit großen, schwarzen deutschen Buchstaben an die Wände der Eckhäuser geschrieben. Auch Tore und Wege, wie der Übergang über die einzige Salzachbrücke, wurden bezeichnet. Zudem wurde eine Übersicht über alle 1.122 Gebäude der Hauptstadt Salzburg, der Vorstädte und der Ortschaften im Stadtgericht erstellt. Diese war nach Straßen und Plätzen geordnet und verzeichnete auch die jeweiligen Hausnamen bzw. Eigentümer. Zudem wurde ein Stadtplan mit Einzeichnung der Nummern und Straßen angefertigt. Da sowohl die Hausnummern als auch die Straßenbezeichnungen nur aufgemalt waren, waren diese durch die Verwitterung bereits nach wenigen Jahren unansehnlich. Aus Kostengründen hatte man aber schon 1802 von blechernen Straßenschildern Abstand genommen und auch ein neuerlicher Anlauf in kurfürstlicher Zeit (1805), zumindest die Gassenbezeichnungen mit schwarzer Schrift auf Marmorplatten anzubringen – man hätte dazu 198 Marmorplatten benötigt –, scheiterte an den Finanzen. Nach einer Neunummerierung der Objekte durch die erste österreichische Regierung wurde 1808 ein neues gedrucktes Häuserverzeichnis herausgegeben. Die neue Nummerierung der Häuser der Stadt begann mit der Residenz (Nr. 1), dem Neubau (Nr. 2) und dem Rathaus (Nr. 3) und lebt letztendlich noch heute in den so genannten Konskriptionsnummern dieser Objekte fort.
Neue Hausnummerntafeln 1857
Im Zuge der Vorbereitung auf die erste große Volkszählung in der Habsburger- Monarchie wurden 1857 die Häuser der Stadt teilweise neu nummeriert. Im Herbst 1857 wurden ovale Hausnummerntafeln aus Blech mit lackiertem braunen Grund und Ziffern mit aufgelegtem Gold montiert. Wie Akten des Stadtarchivs belegen, waren diese vom Spenglermeister Benedikt Graziadei und dem Maler und Vergolder Josef Ettl, zwei Salzburger Handwerkern, hergestellt worden. Noch heute trägt das Haus Kranzlmarkt Nr. 3 neben seiner aktuellen Orientierungstafel auch diese alte Blechtafel mit der Nummer 16, die von 1808 bis 1873 die gültige Hausnummer gewesen ist.
Die Einführung des Pariser Systems
Erst 1873 wurde in der Stadt Salzburg das so genannte Pariser System und damit die Orientierungsnummern eingeführt. Diese Neunummerierung wurde laut zeitgenössischen Zeitungsberichten am 27. August 1873 vollzogen. Die Häuser jeder Straße bzw. Gasse wurden, vom Zentrum weg- führend, mit der Nummer 1 beginnend auf die Weise durchnummeriert, dass sich die ungeraden Nummern auf der linken Straßenseite und die geraden auf der rechten befinden. Die Nummerierung der Häuser auf Plätzen erfolgte mit fortlaufenden Zahlen, und zwar von links nach rechts. Die damals angebrachten Orientierungs- und Straßentafeln haben sich noch an vielen Häusern erhalten. Es sind Zinkgusstafeln unterschiedlicher Form, worüber das „Orientierungs-Schema für die gassenweise Häuser-Numerirung der Landeshauptstadt Salzburg“ von 1874 Folgendes ausführt: „Als Mittelpunkt der Stadt ist die Salzach, beziehungsweise die Stadtbrücke angenommen und sind die mit der Salzach parallel laufenden Straßen und Gassen mit ovalen und die konzentrisch auf die Salzach laufenden Straßen und Gassen mit achteckigen Aufschrifts- und Hausnummer-Tafeln ver-sehen. Die Aufschrifts- und Hausnummer-tafeln in den Vorstädten sind durchgehends oval, die der Plätze achteckig.“ Die weißen Tafeln sind rot umrandet und tragen die jeweilige Hausnummer und den jeweiligen Straßen- bzw. Platznamen in schwarzer bzw. auf Plätzen in roter Schrift. Im Bereich der Altstadt wird diese Art noch heute verwendet, während alle anderen Objekte nun mit blau emaillierten Hausnummerntafeln mit weißer Schrift versehen werden.